Dienstag, 30. August 2011

Roadtrip durch D, 2. Teil


Das Auto voll mit großen Kerlen
Geht es weiter nach B auf der dreispurigen Autobahn
Links und rechts Wälder und Wiesen
Irgendwann ein Mahnmal der Mauer

In B-Charlottenburg den Kopf verlieren:
Berufsverkehr, Umweltzonenbedenken
Umstieg auf die verhasste Bahn, Großstadtverwirrung
Und Berlin-Euphorie
Ankunft in Wedding, Ernst-Reuter Siedlung
Nahe der Grenze, auch zum Prenzlauer Berg
Mein Kommilitone, einer der letzten Party-
Mohikaner meiner Studienzeit begrüßt mich herzlich

Er nimmt mich mit auf das Karussel:
Syrisch essen, Tacheles, Clärchens Ballhaus
White Trash, Café Burger
Die Feierei will gar kein Ende nehmen,
einzig ein Termin des Mohikaners bei seinem Professor
begrenzt die Zeit auf halb vier in der Nacht

am nächsten Nachmittag weiter nach Lützschena
Unterkunft bei einer Couchsurferin der ehemaligen
Sternenburg, Bierbrauerei, Haus von 1870
Keine Klingel, ich klopfe, keiner reagiert
Lucke durch den Türspalt, schleiche mich rein,
wie ein Dieb in der Nacht, ich kann nur schemenhaft erkennen
dunkle Diele, wenig Licht, ich folge dem Duft
der aus der Küche strömt

Plötzlich steht eine Frau in weiß vor mir.
Sie begrüßt mich herzlich und stellt mich ihrem Freund,
einem Bildhauer vor
Der hat sich auf Landschaften spezialisiert, stilllebenartige
Zeichnungen und Köpfe, die ja auch Landschaften sind
Er hat viel Zeit damit verbracht diese in Gruppen oder auch allein
im Ausstellungsraum, meinem Schlafzimmer zu arrangieren

500 Euro würde ein Kopf kosten, eine Dina-4 Zeichnung 200
aber er würde sich nicht anbiedern,
mich bewegt dieser Idealismus
mit trauriger Stimme erklärt er zu einer Zeichnung eines
Industriegebäudes, daß es ihn traurig mache, dass schöne, alte,
wertvolle Fabriken einfach aufgegeben würden
dieser Umgang mit der Geschichte verletze ihn

Die Frau flachst und walkt, fein mit Seide, Designröcke
Einträglich ist es nicht, sie muss vielleicht bald was anders
machen, aber das stört sie nicht

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