Montag, 17. Oktober 2011

Joggen am Nachmittag


Gliederschmerzen
Wie ein Hund nach Bewegung lechzen
Ich muss raus
An die Luft, an die Sonne, an das schwäbische Meer
Mich entspannen durch Anspannung

Die Sonne schaut zwischen den Wolken hervor
Freude bricht sich Bahn
Endlich wieder bewegen
Ehrlichen Schweiß auf der Haut spüren
Immer mehr in den Rhythmus kommen
In den Flow, wie ein Kind
Ohne große Mühe, dem Körper angemessen

Den Kopf frei bekommen
Die Gedanken ordnen, klarer sehen
Neue Kraft tanken für den Lauf zur Heimat
mit „The Nomad“ auf den letzten Metern
Basstöne introieren ein Solo
Sanft folgt die E-Gitarre
Fädelt sich unsagbar stimmig in den Klangeteppich ein
Seelig die Freiheit berühren, nur für einen Moment
Das Glück streifen, die Töne des Himmels hören
In unsagbarer Harmonie, voller Hochgefühle
Manchmal auch Endorphine
Runner´s High

Dienstag, 30. August 2011

Roadtrip durch D, 2. Teil


Das Auto voll mit großen Kerlen
Geht es weiter nach B auf der dreispurigen Autobahn
Links und rechts Wälder und Wiesen
Irgendwann ein Mahnmal der Mauer

In B-Charlottenburg den Kopf verlieren:
Berufsverkehr, Umweltzonenbedenken
Umstieg auf die verhasste Bahn, Großstadtverwirrung
Und Berlin-Euphorie
Ankunft in Wedding, Ernst-Reuter Siedlung
Nahe der Grenze, auch zum Prenzlauer Berg
Mein Kommilitone, einer der letzten Party-
Mohikaner meiner Studienzeit begrüßt mich herzlich

Er nimmt mich mit auf das Karussel:
Syrisch essen, Tacheles, Clärchens Ballhaus
White Trash, Café Burger
Die Feierei will gar kein Ende nehmen,
einzig ein Termin des Mohikaners bei seinem Professor
begrenzt die Zeit auf halb vier in der Nacht

am nächsten Nachmittag weiter nach Lützschena
Unterkunft bei einer Couchsurferin der ehemaligen
Sternenburg, Bierbrauerei, Haus von 1870
Keine Klingel, ich klopfe, keiner reagiert
Lucke durch den Türspalt, schleiche mich rein,
wie ein Dieb in der Nacht, ich kann nur schemenhaft erkennen
dunkle Diele, wenig Licht, ich folge dem Duft
der aus der Küche strömt

Plötzlich steht eine Frau in weiß vor mir.
Sie begrüßt mich herzlich und stellt mich ihrem Freund,
einem Bildhauer vor
Der hat sich auf Landschaften spezialisiert, stilllebenartige
Zeichnungen und Köpfe, die ja auch Landschaften sind
Er hat viel Zeit damit verbracht diese in Gruppen oder auch allein
im Ausstellungsraum, meinem Schlafzimmer zu arrangieren

500 Euro würde ein Kopf kosten, eine Dina-4 Zeichnung 200
aber er würde sich nicht anbiedern,
mich bewegt dieser Idealismus
mit trauriger Stimme erklärt er zu einer Zeichnung eines
Industriegebäudes, daß es ihn traurig mache, dass schöne, alte,
wertvolle Fabriken einfach aufgegeben würden
dieser Umgang mit der Geschichte verletze ihn

Die Frau flachst und walkt, fein mit Seide, Designröcke
Einträglich ist es nicht, sie muss vielleicht bald was anders
machen, aber das stört sie nicht

Montag, 29. August 2011

Duschen in Göttingen und Lützschena

Duschen in Göttingen
ein Loch bohren in eine Fuge seiner Duschkabine
einen Haken in das Loch schrauben
einen handelsüblichen 10-Liter Putzeimer daran hängen

1,7 l Kranwasser mithilfe eines Wasserkochers zum kochen bringen
das kochende Wasser in den 10-Liter-Eimer schütten
und es mit 4-5 Liter kaltem Wasser mischen

für das Duscherlebnis selber eine 0,5 l Sport-Trinkflasche
mit Saugverschluss nehmen und sie mit dem nun mehr warmen Wasser füllen
es steht entweder die Spritzöffnung für die feine Dosierung zur Verfügung
oder aber die volle Öffnung
das Wasser im Eimer über Kopf und Körper  schütten
merken, dass es ausreicht, um sich zu reinigen
und auch noch ein Wohlfühlerlebnis genießen zu können
Die Umwelt dankt.

Duschen in Lützschena:
Wasser zum Kochen bringen, siehe oben
es in einen Ortlieb-Wassersack füllen, (handelsübliche Outdoorware)
den Sack mithilfe eines Flaschenzuges an einem Ast im verwilderten Gartenpark aufhängen
sich auf den Duschstein stellen, die Kraft der Nacktheit spüren (Anthony Kiedis)
aber es ist so einsam, dass keiner kommt und guckt
den Verschluss des Sackes aufdrehen
in freier Natur warmes Wasser genießen
und ihr einen Gefallen tun

Dienstag, 23. August 2011

Roadtrip durch D, 1. Teil

ich fahre und fahre
besuche diesen, besuche jenen
quartiere mich hier ein, quartiere mich dort ein
niste mich ein

Lebe mit den Freunden wie Gott in Frankreich
Feiere bis tief in die Nacht mit Kommilitonen in HD
Party on Wayne, dennoch viel allein oder unterwegs:
RNZ Viernheim, Cleverfit Weinheim, aber das ist ok
wir hängen auch viel rum, schimmeln ab, wie ich sage

bei der Schwester in MG
genieße ich die Ruhe, den Wald, die weiten Felder
wir bedenken uns mit Geschenken, Freude
unterhalten uns, doch sie interessieren meine Themen nicht
sie kocht, wir essen, musizieren, laufen, prima
ich fahre wieder

zum Bruder nach Gö
er kommt gerade vom 30km Lauf
an seinem Hemd gibt es keinen trockenen Flecken mehr
später wird er über einen Sportler der sich nach 17 h Ironman
hinter der Ziellinie auf den Boden wirft (youtube) sagen:
"Der hat sich nicht genügend zusammengerissen"
er hingegen lebt in Askese kein Alkohol, kein Kaffee
er will die 10 h Marke knacken, dafür auch das Rad für 3 Riesen

ich muss hingegen gleich zu ATU und tanken
er will von Autos nichts wissen
Dekadenter Luxus einzelner nennt er es,
wenn Menschen einen RS 5 fahren

Ich passe mich an in HD, MG, Gö
soweit es geht
nehme mich zurück
höre mir alles an, prüfe es, behalte das beste
und bin froh auf der Reise zu sein
die niemals aufhört und erst in der neuen Welt endet
Dann habe ich mein sehnlichstes Ziel erreicht.

Samstag, 13. August 2011

Scheues Reh

Ein kleines, scheues Bambi spielt auf einer Wiese im Wald
Es springt auf einer Lichtung in die Höhe immer wieder
Die Sonne scheint in ihrem herrlichsten Licht
Es glitzern Steine im Bach
Die grünen Blätter sind eine Wohltat für die Augen
Und das Reh, es tollt, freut sich seines Lebens
Springt hierhin, springt dorthin

Dann kommt ein anderes Tier,
Ein kleiner Bär herangetapst
Hey Bambi!
Bambi springt ein Stück zurück
Laß uns doch zusammen reisen in ein fernes Land
Bambi drückt sich noch stärker in den Busch neben ihm

Hey, ich will mit dir gehen
Bambi hat Angst und zittert am ganzen Leib
Ich werde dir zuhören
Bambi ist es unendlich kalt, auf einmal
Ich werde dir helfen
Bambi kommen die Tränen
Ich werde da sein, wenn du mich brauchst
Bambi schaut den kleinen Bären mit seinen großen, hübschen Augen an
Dunkel sind sie und verraten nichts

Darf ich dein Freund sein?
Bambi zuckt und springt blitzschnell zurück ins Gebüsch
Ins Unterholz, dort wo es niemand finden kann
Der kleine Bär kann ihm auch gar nicht folgen, er ist zu schwerfällig
Im Unterholz angekommen zuckt es wiederum in Bambis Körper
Diesmal in seinem Herzen

Samstag, 6. August 2011

Was war das apostolische Christentum?

Es war Bekanntschaft mit Jesus. Ihn kannten die Jünger, die die Gemeinden gründeten. Ihre Bekanntschaft mit Jesus war ihr Reichtum und einziger Besitz, und ihre Arbeit an den Menschen bestand darin, dass sie auch ihnen Jesus bekannt machten.
Alles Übrige im Christentum, seine Lehre, Sitte, Kultur und Religionsübung ist hieraus erwachsen. Das alles ist die Frucht, die die Kenntnis Jesu der Kirche eingetragen hat. Heißt uns unser Brief bedenken, was Jesus ist, so führt er uns zur Wurzel des ganzen Christentums hin, zum Grundstein, der seinen Bau trägt.
Es kann uns nichts in der christlichen Gemeinde festhalten, wenn Jesus für uns Wert und Bedeutung verloren hat, aber auch nichts uns von ihr trennen, wenn wir ihn erkannt haben in der Größe seiner Person und seines Werkes.
Adolf Schlatter, Der Brief an die Hebräer, S.223.

Mittwoch, 27. Juli 2011

A prayer of Beda Venerabilis

Back from England, I would like to share a prayer I read at the cathedrale of Durham. It´s from Beda Venerabilis

I implore you, good Jesus, that as in your mercy you have given me to drink in with delight the words of your knowledge so of your loving kindness, you will also grant me one day to come to you, the fountain of all wisdom, and to stand forever before your face. Amen.

Dienstag, 19. Juli 2011

Ein kleines Stück heile Welt

Draußen regnet es in Strömen
Ich haste in kurzer Hose zum Auto
Schnell, meine Kleidung darf nicht zu nass werden
Hinein ins Auto, 2km zur Halle
Ja, das muss sein, Umwelt hin oder her

Ich trete ein, passiere das Drehkreuz
Verstohlener, kleiner Blink nach links zur Theke
Wer ist da? Kenn ich ihn? Ja, er grüßt freundlich
Freut sich, dass ich da bin, ich bin verwundert: normale Menschen!
Weiter durch den Mittelgang
Aus den Augenwinkeln beobachte ich rechts das Trainingsfeld
Links die Ausdauergeräte, Fahrräder, Laufband und Stepper
Freudig eile ich mit meiner grünen Adidas-Tasche zu den Umkleiden
Schnell verstaue ich meine Sachen im Spint

Ich steige die Treppe zum Hauptraum hinab
Fröhlich, stolz, stark, erwartungsvoll und freudig mich bewegen zu dürfen
In Gemeinschaft solcher, die einfach nur da sind, um sich auszupowern
Ich sitze auf dem Fahrrad und lächle einem zu
Er freut sich über meine Freude,
auch wenn er die vorher nicht einordnen konnte

Endlich dann ist die Aufwärmphase vorbei
Vorfreudig gehe ich auf das Bauchmuskelgerät zu
Trainiere ein wenig und schau mich immer wieder um
Nein, hier gibt es einfach mal keine Probleme, keine Reflexion
Kein Stress, fröhlich, ich lache und mir geht es wirklich gut
In der Pause unterhalte ich mich zwanglos mit dem Definierten
Und dem Kraftpaket, einem Maurer von 22 Jahren
Der Definierte stemmt an der Brustmuskelmaschine mehr als er wiegt
Anerkennend schaue ich ihm zu, lache mit den beiden,
alle sind glücklich, als mir die Worte ausgehen, sage ich
ich muss wieder was tun,
keiner nimmt mirs krumm

ich schaue in die Halle
Menschen beim Sport, eine Wonne
heute sogar ohne Musik, ich will die Schwingungen im Raum wahrnehmen
und die sind gut: Welcome to the relaxing zone
so absolviere ich mein Trainingsprogramm für heute:
Bauchmuskeln heißt es, ich kann tun, was ich will, wie viel, wie hart

Zum Schluss, ich will gerade gehen,
messen sich die beiden genanten mit paar anderen, auch jüngeren
am Butterfly: volles Gewicht ist angesagt
große Töne, keiner schaffts, ich habe Angst um die Sehnen eines Jungen
der es auch probiert, beschwingten Schritten verlasse ich die Halle
im Bewusstsein, es war eine gute Zeit

Montag, 27. Juni 2011

Erscheinen meinen Gottes Wege...

Hab zu einem alten, mir sehr wichtigen Text eine neue kleine Melodie geschrieben. Die kann ich hier leider nicht wiedergeben (nur auf Anfrage):


Erscheinen meines Gottes Wege
mir seltsam rätselhaft und schwer,
und gehen Wünsche, die ich hege,
still unter in der Sorgen Meer.
Will trüb und schwer der Tag verrinnen,
der mir nur Schmerz und Qual gebracht,
so darf ich mich auf eins besinnen:
dass Gott nie einen Fehler macht.

Wenn über ungelösten Fragen
mein Herz verzweiflungsvoll erbebt,
an Gottes Liebe will verzagen
weil sich der Unverstand erhebt,
dann darf ich all mein müdes Sehnen
in Gottes Rechte legen sacht
und leise sprechen unter Tränen:
dass Gott nie einen Fehler macht.

Drum still mein Herz und lass vergehen,
was irdisch und vergänglich heißt,
im Lichte droben wirst du sehen,
dass gut die Wege, die er weist.
Und müsstest du dein Liebstes missen,
ja ging's durch kalte, finstre Nacht,
halt fest an diesem sel'gen Wissen:
dass Gott nie einen Fehler macht!

(1943 in Stalingrad gedichtet, Verfasser unbekannt)